Indonesien ist der größte Inselstaat der Welt – und das will etwas heißen. Mehr als 5000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen der Provinz Banda Aceh im Nordwesten Sumatras und dem Bezirk Merauke auf Neuguinea. Genau 17.508 Inseln sollen es sein, auf die sich das 1.904.569 Quadratkilometer große Staatsgebiet verteilt – vom kleinsten Eiland bis zur drittgrößten Insel der Welt, Borneo. Obwohl der gesamte indonesische Staat innerhalb der tropischen Klimazone liegt, haben die Inseln doch alle ihren ganz eigenen Charakter. Einige der größeren stellen wir im Folgenden kurz vor.

Ambon

Mit 775 Quadratkilometern zählt Ambon, das zur Inselgruppe der Molukken gehört, eher zu den kleineren indonesischen Inseln. Das Besondere ist, dass die gleichnamige Provinzhauptstadt Ambon rund 350.000 Einwohner besitzt und damit die größte Stadt auf den Molukken darstellt. Ungewöhnlich ist auch die mehrheitlich christliche Bevölkerung – im Gegensatz zum vorwiegend muslimischen Gesamtstaat Indonesien. Immer wieder kam und kommt es auf Ambon zu Gewaltausbrüchen zwischen den beiden wichtigsten Religionsgruppen. In den vergangenen Jahren haben die Spannungen aber augenscheinlich nachgelassen.

Historischer Tempel auf der Insel Bali
Urlaubsparadies: Tempel auf Bali – Quelle: Dieter Schütz / pixelio.de

Bali

Das 5780 Quadratkilometer große Bali zählt zu den Kleinen Sundainseln und hat einen wohlklingenden Namen für zahlreiche Fernurlauber. Manchen gilt Bali geradezu als Inbegriff des Paradieses. In der Tat haben tropisches Klima, eine malerische Vulkan-Kulisse, historische Tempelanlagen, traditionelle Gamelan-Musik, balinesische Kultur und Küche, die Basis für einen florierenden Tourismus gelegt. Viele Urlauber kommen, um tauchend und schnorchelnd die Unterwasserwelt vor der Küste zu erleben. Einige Kratzer bekam das Paradies Anfang unseres Jahrhunderts, als bei mehreren Sprengstoffanschlägen auch Touristen um Leben kamen.

Borneo

Die 751.936 Quadratkilometer messende Insel Borneo teilen sich drei Staaten untereinander auf: Während der gesamte Süden und die Mitte zu Indonesien zählen, gehören der Norden und Nordosten zu Malaysia. Eine Enklave bildet außerdem der Kleinstaat Brunei. Die Insel Borneo, die in der Landessprache Kalimantan heißt, ist nur dünn besiedelt und von tropischem Regenwald bedeckt. Dieser Regenwald beherbergt ungezählte Tier- und Pflanzenarten und ist ein Rückzugsgebiet für stark bedrohte Arten wie Orang-Utans, Zwergelefanten und Wildkatzen. Leider ist der Lebensraum massiv bedroht, da riesige Waldflächen abgeholzt oder brandgerodet werden, um Bodenschätze und Tropenhölzer zu gewinnen oder Palmöl-Plantagen anzulegen.

Flores

Flores gehört wie Bali und Lombok zu den Kleinen Sundainseln und weist eine Fläche von 15.175 Quadratkilometern auf. Tropischer Regenwald und eine vulkanische Berglandschaft prägen die Insel. Von der Wissenschaft heiß diskutiert wird der sogenannte „Flores-Mensch“. Dabei handelt es sich um eine ausgestorbene, kleinwüchsige Unterart der Menschen, dessen Knochenfunde auf Flores entdeckt wurden. Nach neuen Erkenntnissen lebte der Homo floresiensis vor mehr als 60.000 Jahren.

Java

Etwa jeder zweite indonesische Staatsbürger lebt auf der Insel Java. Java zählt zu den Großen Sundainseln, hat eine Fläche von 126.700 Quadratkilometern sowie mehr als 140 Millionen Einwohner. Damit ist die Bevölkerungsdichte fast so hoch wie im extrem dicht besiedelten Bangladesch. Auf Java liegt auch die Hauptstadt Jakarta, die offiziell gut 10 Millionen Einwohner besitzt, de facto aber zu einer Agglomeration von weit über 30 Millionen Einwohnern gewachsen ist. Jakarta ist kulturelles, wissenschaftliches und wirtschaftliches Zentrum des Landes. Aber auch viele soziale Probleme Indonesiens manifestieren sich hier, wie Slumbildung, Umweltverschmutzung und Massenarmut.- Angesichts der Überbevölkerung und intensiven Landnutzung Javas überrascht es beinahe, dass sich insbesondere im Westen der Insel noch ursprüngliche Natur erhalten hat. Im dortigen Nationalpark Ujong Kulon leben – streng geschützt – die allerletzten Java-Nashörner unseres Planeten.

Lombok

Die kleine Insel Lombok liegt östlich von Bali und misst 4725 Quadratkilometer. Wie Bali ist sie auch bei Fernurlaubern beliebt, die gerne im warmen Meer baden und tauchen. Zuletzt im Jahr 2018 bewies Lombok, dass unter der Insel auch auch zerstörerischen Potenzial lauert: Bei zwei Erdbeben kamen rund 1000 Menschen ums Leben, etwa 150.000 Häuser wurden zerstört. Auch der Rinjani-Vulkankomplex ist weiterhin aktiv, wenngleich der letzte heftige Ausbruch bereits mehr als 760 Jahre vorüber ist.

(West-)Neuguinea

Ähnlich wie Borneo ist auch Neuguinea (mit 786.000 Quadratkilometern die zweitgrößte Insel der Welt!) zweigeteilt: Während der Ostteil als Papua-Neuguinea unabhängig ist, steht der Westen unter indonesischer Herrschaft. Die politische Grenze zwischen beiden Territorien verläuft schnurgerade entlang des 141. Längengrads. Der größte Teil Neuguineas ist sehr dünn besiedelt und zeichnet sich durch eine extrem hohe Vielfalt an menschlichen Ethnien, Tier- und Pflanzenarten aus. Dies macht die Insel zu einer der schutzwürdigsten und schutzbedürftigsten Regionen der Welt.

Impression von der Insel Sulawesi: besondere Architektur
Traditionelle Architektur aus Rantepao (Sulawesi) – Quelle: Verena Münch / pixelio.de

Sulawesi

Von oben betrachtet, fällt die 189.216 Quadratkilometer große Insel durch ihre ungewöhnliche, in vier Arme gegliederte Form auf. Sulawesi (das auch unter dem früheren Namen Celebes bekannt ist) wird dominiert durch hoch aufragende Bergregionen, wodurch die Bevölkerungsschwerpunkte vor allem an den Küsten liegen. Die Insel befindet sich in einem tektonisch sehr aktiven Gebiet, in dem mehrere Erdplatten aufeinanderstoßen, sodass Sulawesi häufig von Erdbeben erschüttert wird. Bei der vorerst letzten Katastrophe im September 2018 starben rund um die Stadt Palu über 4300 Menschen. Im Januar 2021 folgte ein weiteres Beben mit gut 100 Todesopfern.

Sumatra

Die Insel Sumatra ist mit 473.481 Quadratkilometern deutlich größer als Deutschland. Mit gut 50 Millionen Einwohnern ist sie aber dünner besiedelt. Wie auf den meisten indonesischen Inseln steht der Mensch auf Sumatra in Konkurrenz zur schützenswerten tropischen Natur. Absichtlich gelegte Waldbrände und ausufernde Palmöl-Plantagen sind ein ernsthaftes Problem. Im Jahr 2004 wurde Sumatra zum Hauptschauplatz eines der zerstörerischsten Erdbeben der Menschheitsgeschichte: Am zweiten Weihnachtsfeiertag tötete ein Tsunami insgesamt 230.000 Menschen, davon etwa zwei Drittel in den Provinz Banda Aceh und anderen Teilen Sumatras.

Sumbawa

In Deutschland weniger bekannt ist die 15.448 Quadratkilometer große Insel Sumbawa. Anders steht es mit ihrer höchsten Erhebung, dem Vulkan Tambora. Als der Tambora im Jahr 1815 explodierte, starben unmittelbar mehr als 70.000 Menschen. Die in die Atmosphäre geschleuderten Partikel beeinflussten das globale Klima und bescherten Europa das berüchtigte „Jahr ohne Sommer“ mit Missernten und Hungersnöten. Das Tambora-Ereignis war mutmaßlich der heftigste Vulkanausbruch seit rund 25.000 Jahren – und wird sich kaum in absehbarer Zeit wiederholen.

Ein Inselstaat