Unter allen indonesischen Inseln nimmt Java eine Sonderrolle ein: Hier konzentrieren sich die spezifischen Probleme des Landes auf kleinem Raum. Und hier besteht leider auch die größte Gefahr für Katastrophen, die internationale Spendengelder erfordern.

Der kritische Aspekt Javas ist die immens hohe Bevölkerungsdichte in einem sensiblen geographischen Raum. Rund 150 Millionen Menschen versuchen auf einer Fläche zu (über)leben, die einem guten Drittel Deutschlands entspricht. Für die bedrohte Natur bleibt da kaum noch Platz. Allgegenwärtige Gefahren durch Naturkräfte machen Java zu einem „Pulverfass“.

Hohe Siedlungsdichte

Mehr als 1100 Menschen wohnen auf Java pro Quadratkilometer. Viele Einwohner drängen sich in den rasch wachsenden Städten, darunter den sechs Millionenstädten Jakarta, Surabaya, Bandung, Seramang, Depok und Bogor. Dabei entspricht die indonesische Hauptstadt Jakarta voll und ganz dem Klischee asiatischer Metropolen: Um einen historischen, kolonial geprägten Stadtkern haben sich zahlreiche Wohnviertel angelagert. Das großenteils chaotische Wachstum umfasst ausgedehnte Slumgebiete von zugewanderten Landbewohnern. Während innerhalb der offiziellen Stadtgrenzen „nur“ gut 10 Millionen Indonesier leben, mögen es im gesamten Ballungsraum rund 30 Millionen sein. Genau gezählt hat sie niemand.

Neben allen sozialen und ökonomischen Herausforderung hat Jakarta ein ganz konkretes und drängendes Problem: Die Stadt, die direkt am Meeresbecken „Javasee“ erbaut wurde, sinkt mit bemerkenswerter Geschwindigkeit ab. Schuld ist ein schwieriges und fehlerhaftes Wassermanagement in der Metropole. Nun drohen fatale Überschwemmungen. Als Konsequenz hat die Regierung einen Plan entwickelt, die indonesische Hauptstadt auf die Insel Borneo zu verlegen. Aber während die Regierung bald wieder auf trockenem Fuß stehen kann, werden die allermeisten Menschen dort bleiben müssen, wo sie sind, und zwar mitten in der Gefahrenzone.

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Java und Nachbarinseln – © OpenStreetMap-Mitwirkende – Lizenz

Eine extrem hohe Siedlungsdichte in städtischen Regionen bedeutet allerdings nicht, dass die ländlichen Räume komplett entvölkert seien. Auch auf dem Land fällt es den Menschen immer schwerer, die eigene Familie zu ernähren. Im Norden der Insel dominiert der Reisanbau auf fruchtbaren, aber kleinen Parzellen. Dagegen finden sich in den Bergregionen vermehrt Teeplantagen, die zur Ernährung der Bevölkerung keinen Beitrag leisten. Wie in vielen sogenannten Schwellenländern ist auch in Indonesien der Besitz an Grund und Boden ungleich (und ungerecht) verteilt. Ein fortgesetztes Städtewachstum, mit allen negativen Begleiterscheinungen, ist die Folge.

Kein Platz für die Natur?

Trotz des erheblichen Siedlungsdrucks haben sich auf Java kleine, aber wichtige Reste von tropischen Lebensräumen erhalten. Der wohl berühmteste ist der Nationalpark Ujong Kulon im äußersten Westen der Insel. Auf gut 1200 Quadratkilometern Regenwald-Fläche haben hier die letzten Javanashörner der Welt überlebt. In der letzten Jahren scheint die kleine Population sogar zu wachsen, sodass Hoffnung auf ein Überleben der Art besteht. Neben den Nashörnern ist Ujong Kulon auch ein Rückzugsgebiet für zahlreiche Säugetiere, Reptilien, Vögel und Fische.

Immerhin ein Dutzend Nationalparks stemmen sich auf Java gegen die ausufernden Ansprüche des Menschen. Die meisten von ihnen sind jedoch eher klein und in ihrem Bestand bedroht. In den meisten anderen Landesteilen hat die Natur den Konkurrenz um die Landnutzung schon längst verloren und musste landwirtschaftlichen Flächen und Siedlungen weichen.

Erdbeben und andere Naturkatastrophen

Wenn Spendenorganisationen an Java denken, haben sie vor allem die drohenden Naturkatastrophen im Blick. Augenfällig sind die 38 Vulkane, die eine Kette längs der Inselmitte bilden. Viele der Vulkane sind zumindest sporadisch aktiv. Erdbebenforscher aus aller Welt versuchen, dieses Bedrohungspotenzial für die dicht besiedelte Insel zu ermitteln. Leider sind Vorhersagen über künftige Ausbrüche noch immer sehr schwierig und mit Unsicherheiten behaftet. Als besonders gefährlich gilt unter Experten der rund 2900 Meter hohe Merapi, der im Abstand weniger Jahre ausbricht und dabei Asche, Gas und Lava ausstößt. Berüchtigt ist auch der Vulkan Krakatau, der eine eigene Insel vor der Westküste Javas bildet. Ein Ausbruch des Krakatau im Jahr 1883 löste einen Tsunami aus, der über 30.000 Menschen tötete und das Klima weltweit veränderte.

Das allergrößte Gefahrenpotenzial für Java geht allerdings von Erdbeben aus. Geologisch betrachtet, hängt die Vulkankette nämlich mit der prekären Lage Javas am „Pazifischen Feuerring“ zusammen. Der Feuerring bezeichnet die Grenze zwischen verschiedenen Erdplatten, die sich gegeneinander und sogar untereinander bewegen. Dabei können ruckartig gewaltige Energiemengen frei werden. Wenn das Erdbeben in Küstennähe auftritt, besteht die Gefahr eines zerstörerischen Tsunamis. Bei dem indonesischen Erdbeben 2004 starben weit über 200.000 Menschen, vor allem auf der Nachbarinsel Sumatra. Auch für die Zukunft sind solche Katastrophenbeben leider nicht ausgeschlossen. Sollte dies geschehen, werden wie 2004 internationale Hilfe und Spenden in erheblichem Umfang benötigt.

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