Indonesien ist ein heißes Pflaster. Kaum irgendwo auf der Welt wohnen so viele Menschen in Regionen mit hoher seismischer Aktivität. Mit anderen Worten: kleinere – und leider auch manchmal größere – Erdbeben zählen für die Indonesier fast zum Alltag. Unten in diesem Text finden Sie eine Auflistung der heftigsten Naturkatastrophen in historischer Zeit. Schuld an der stets prekären Lage ist vor allem der sogenannte Pazifische Feuerring mit all seinen Ausläufern.

Warum kommt es zu Erdbeben?

Die Erdoberfläche, einschließlich der Ozeane, ist nur scheinbar statisch. In Wahrheit besteht die Erde aus zahlreichen einzelnen Platten, die sich ständig leicht verschieben. Oft gleiten sie Zentimeter für Zentimeter aneinander vorbei, aber gelegentlich kommt es zu ruckartigen Sprüngen, die wir Erdbeben nennen. Die Gefahr von schweren Erdbeben ist dort besonders groß, wo sich mehrere Erdplatten heftig bewegen oder ungünstig zueinander stehen – zum Beispiel in Indonesien.

Der „Pazifische Feuerring“ bezeichnet eine Tausende Kilometer lange Zone, entlang derer die Pazifische Erdplatte unter die angrenzenden Erdplatten abtaucht (und nebenbei die tiefsten Tiefseegräben der Welt entstehen lässt). Dabei wirken besonders heftige Spannungen in der Erdkruste. Genau genommen liegt Indonesien nicht direkt an der Pazifischen Platte, sondern im Wesentlichen an der Grenze zwischen Eurasischer und Indisch-Australischer Platte, also quasi an einem Seitenarm des Feuerrings. Nur leider macht dies die Situation kaum weniger brisant…

Darstellung der Plattentektonik im Pazifik
Plattentektonik im Pazifik, links im Bild Indonesien (Quelle gemeinfrei)

Erdbeben und Vulkane

Der Name „Feuerring“ leitet sich von den zahlreichen aktiven Vulkanen her, die sich in dieser Zone wie glühende Kohlenstücke aneinanderreihen. Etwa zwei Drittel aller weltweiten Vulkane befinden sich hier. Allein auf indonesischem Staatsgebiet kennen Forscher rund 150 Vulkane, die in den vergangenen 2,5 Millionen Jahren aktiv waren. Bei vielen ist die letzte Eruption nur wenige Jahre oder Jahrzehnte her, sodass jederzeit mit einem neuen Ausbruch gerechnet werden muss.

Vulkane können überall in Schwächezonen der Erdkruste entstehen, in denen heißes, zähflüssiges Magma aus tieferen Erdschichten nach oben steigen kann. Daher kommen Erdbeben und Vulkane oft eng beieinander vor und sind äußerlich sichtbare Zeichen derselben geologischen Prozesse.

Vulkan Bromo auf der Insel Java
Aktiver Vulkan Bromo auf Java – Quelle: Dr. Stephan Barth / pixelio.de

Erdbeben und Tsunamis

Erdbeben bringen (vor allem einfache) Häuser zum Einsturz, zerstören Straßen, Stromleitungen und andere Infrastruktur. Besonders tückisch und gefährlich sind aber Tsunamis. Diese Riesenwellen entstehen manchmal bei untermeerischen Beben und rollen in hoher Geschwindigkeit auf nahe (und sogar auf weit entfernte) Küsten zu. Der Kraft der mehrere Meter hohen Wellen kann kaum ein Bauwerk standhalten – und schon gar keine küstennahen Dörfer, wie 2004 auf Sumatra.

Zwar besitzt Indonesien mittlerweile ein Tsunami-Frühwarnsystem, allerdings sind die Vorwarnzeiten extrem kurz. Es ist also unklar und von den Randbedingungen abhängig, ob im Ernstfall genügend Menschen rechtzeitig gewarnt werden können. Mit zunehmendem Bevölkerungsdruck und der Besiedlung stark gefährdeter Areale steigt das Risiko für die Einwohner weiter an.

Naturkatastrophen in Indonesien

In chronologischer Abfolge, ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • 1257: Ausbruch des Vulkans Samalas auf Lombok; höchster Intensitätslevel 7, weltweite Klimabeeinflussung und Hungersnöte
  • 1586: Vulkanausbruch des Kelut auf Java; rund 10.000 Opfer
  • 12. August 1772: Vulkanausbruch des Papandayan; knapp 3000 Tote durch Gerölllawine
  • 10. April 1815: Ausbruch des Vulkans Tambora auf Sumbawa; Intensitätslevel 7, weltweite Klimabeeinflussung, „Jahr ohne Sommer“
  • 22. November 1815: Erdbeben und Tsunami vor Bali; über 11000 Tote
  • 8. Oktober 1822: Vulkanausbruch des Galunggung auf Java; etwa 4000 Tote
  • 20. Mai 1883: Ausbruch des Vulkans Krakatau vor Sumatra; mindestens 36.000 Tote, weltweite Auswirkungen
  • 2. März 1856: Vulkanausbruch des Mont Awu auf den Sangihe-Inseln; etwa 2800 Tote
  • 29. September 1899: Beben und Tsunami bei der Insel Seram; etwa 2500 Tote
  • 20. Januar 1917: Erdbeben und Erdrutsche auf Bali; rund 1500 Tote
  • 18. Februar 1963: Ausbruch des Vulkans Agung auf Bali; über 1100 Tote
  • 31. August 1967: Vulkanausbruch des Semeru auf Java; über 400 Tote
  • 25. Juni 1976: Erdbeben und Erdrutsche in West-Neuguinea; rund 6000 Tote
  • 12. Dezember 1992: Erdbeben und Tsunami vor Flores; rund 2000 Tote
  • 26. Dezember 2004: Katastrophenbeben und Tsunami vor Sumatra; insgesamt etwa 230.000 Opfer, zwei Drittel davon in Indonesien
  • 28. März 2005: Erdbeben bei Sumatra; über 1300 Tote
  • 26. Mai 2006: Beben von Yogyakarta (Java); über 5700 Tote
  • 17. Juli 2006: Erdbeben und Tsunami vor Java; rund 800 Tote
  • 30. September 2009: Beben vor Sumatra; gut 1100 Tote
  • 25. Oktober 2010: Erdbeben und Tsunami auf der Insel Südpagai (bei Sumatra); wahrscheinlich rund 500 Tote
  • 5. August 2018: eines von drei Lombok-Erdbeben; rund 500 Tote
  • 28. September 2018: Erdbeben und Tsunami bei Sulawesi; über 4300 Tote
  • 14. Januar 2021: Beben auf Sulawesi; gut 100 Opfer
Erdbeben und Vulkanausbrüche