Auch für Indonesien waren die Ankunft der Europäer und die Kolonialisierung entscheidende historische Wendepunkte in einer langen Geschichte.

Bis zur Mitte des zweiten Jahrtausends existierten auf Sumatra und Java eigenständige Königreiche, die sich teilweise in militärischer Konkurrenz zueinander befanden. Kulturelle und Handelsbeziehungen bestanden zunächst zu China, Indien und Südostasien. Dies änderte sich massiv, als im frühen 16. Jahrhundert die Portugiesen Indien „entdeckten“ und schnell den Handel im Indischen Ozean unter ihre Kontrolle brachten. Binnen weniger Jahrzehnte drangen die Europäer bis zu den „Gewürzinseln“ (den Molukken) vor. Während die Gebiete östlich des 145. Längengrads, inklusive der Molukken, schließlich unter spanischen Einfluss kamen, sicherte sich Portugal den größeren, östlichen Teil des heutigen Indonesiens.

Niederländer übernehmen die Macht

Nach etwa einem Jahrhundert unter portugiesischer Dominanz, ergriffen im 17. Jahrhundert die Niederländer die Vorherrschaft. Es begann die große Zeit der „Niederländischen Ostindien-Kompanie“, einer der wohl mächtigsten Handelsorganisationen aller Zeiten. Zugleich büßten die Sultanate, die sich nach dem jahrhundertelangen Vordringen des Islam herausgebildet hatten, an Macht ein. Anders als in Amerika oder Afrika war die europäische Herrschaft aber kaum mit einer Christianisierung verbunden. Den geschäftstüchtigen Niederländern lag vor allem an der Sicherung des Handelsmonopols, weniger an einer Bekehrung der Andersgläubigen.

Seit 1610 war das heutige Indonesien (in wechselnden Grenzen) Teil der Kolonie Niederländisch-Indien – zunächst unter der Leitung der Ostindien-Kompanie, später unter staatlicher Hoheit.

Porträtfoto von Sukarno
Sukarno – Staatsgründer und erster Präsident Indonesiens – Quelle gemeinfrei

Unabhängig – aber nur zögerlich demokratisch

Es dauerte rund 300 Jahre, bis sich eine nennenswerte Freiheitsbewegung etablierte, die die Kolonialherrschaft abschütteln wollte. Nach kurzer japanischer Besatzungszeit rief 1945 der Nationalist Sukarno die Unabhängigkeit aus und wurde erster indonesischer Staatspräsident. Allerdings folgte zunächst ein vierjähriger Unabhängigkeitskrieg, an dessen Ende 1949 die Niederlande das neue Indonesien widerwillig akzeptierte.

In den folgenden Jahrzehnten erlebte der junge Staat dieselbe Entwicklung wie viele einstige Kolonien weltweit: statt eine Demokratie zu entfalten, wurde Indonesien zunehmend diktatorisch regiert – zunächst unter Staatsgründer Sukarno, ab 1967 unter General Suharto. Erst nach einem gewaltsamen Umsturz 1998 begann eine Hinwendung zu demokratischen Prinzipien und einem Mehrparteiensystem. Trotz deutlicher Fortschritte sind Meinungsfreiheit, Minderheitenschutz und andere Menschenrechte bis heute nicht immer garantiert.

Fronten im Inneren

Auch wenn die verschiedenen Volks- und Religionsgruppen innerhalb des großen Staatsgebildes meist friedlich zusammenleben, flammen doch immer wieder regionale Konfliktherde auf. In manchen Landesteilen formieren sich Kämpfer für eine Loslösung von Zentralstaat. Im Jahr 2002 verübte eine islamistische Terrorgruppe einen Anschlag auf der touristischen Insel Bali. Insbesondere die Provinz Aceh strebt nach Unabhängigkeit und hat ein islamisches Rechtswesen eingeführt. Auch auf den Molukken-Inseln und der Provinz Papua kam es zu gewaltsamen Konflikten.

Es ist sicherlich spannend zu beobachten, ob und wie der „Vielvölkerstaat“ Indonesien angesichts begrenzter Ressourcen (Land, Kapital) weiter zusammenwachsen wird.

Tempel am Wasser auf der Insel Bali
Zeugnis alter Geschichte: Tempel auf Bali
Geschichte und Gegenwart